Benediktiner - Kloster „St. Laurentius“
Das Kloster dürfte in der 2. Hälfte des 10. Jahrhunderts entstanden sein. Die genaue Angabe des Datums ist nicht möglich, denn die vorhandenen Quellen, die es auf 958 oder 963 legen, entstammen erst dem späteren Mittelalter. Erst die von Bischof Thietmar von Merseburg überlieferte Nachricht, dass das Kloster unter Kaiser Otto III. von den Slawen zerstört (um 1000) und die Nonnen hinweggeführt worden seien, gibt nähere Auskunft.
1022 wurde Hillersleben als erzbischöfliches Eigenkloster von Erzbischof Gero von Magdeburg und seiner Schwester Ennihildis von Domersleben neu errichtet. Bischof Arnulf von Halberstadt weihte es am 25.10.1022. 1096 wurde es von Bischof Horrand von Halberstadt auf Bitten seiner Nichte Adelsindis und ihrer vier Söhne mit Ilsenburger Mönchen, die der cluniazensischen Reformrichtung angehörten, besetzt. Es wurde ein Propst eingesetzt und dem Kloster der Zehnt von 12 Hufen aus dem Besitz eines gewissen Waldingus zugewiesen. Es wurde offenbar damals als Eigenkloster der Adelsindis und als Mitgift für die Ehe von deren Tochter Ludburg mit Milo, einem Sohn des Grafen Theodoricus von Ammensleben, bestimmt. Wahrscheinlich gehörte auch die in unmittelbarer Nähe des Klosters gelegene Burg zu diesem Besitz. 1109 trug Milo das Kloster dem Papste auf, wofür er die Vogtei neu empfing. Gleichzeitig wurde der bisherige Propst Alvericus zum Abt gemacht. Nach dem Aussterben der Nachkommen des Milo hatte das Kloster sehr unter der Willkür der Vögte zu leiden. Auf Grund mehrerer gefälschter Urkunden suchte es deshalb das Recht auf Wahl des Vogtes zu erringen. 1214 versuchte man deshalb ohne dauernden Erfolg den Bischof von Halberstadt zum Vogt zu machen. Aber erst 1272/73 gelang es, durch Kauf die Vogtei von den Grafen von Regenstein, die sich als rechtmäßige Erben der Grafen von Hillersleben sahen, an das Kloster zu bringen. In der Folgezeit war die Politik des Klosters auf den Ausbau seiner Besitzungen gerichtet, Besitzbestätigungen liegen von 1152 vor, zum Teil allerdings gefälscht, dgl. angebliche Bestätigung durch Kaiser Lothar III. von 1135. Von besonderer Bedeutung für das Kloster wurde Abt Irminhard, der 1135 zum ersten Male erwähnt wird. Er konnte die Güter des Klosters erweitern, legte 1153 ein Hospital an, baute nach Abbruch der Burg ein neues Kloster und erwarb Glocken, Paramente und Bücher. 1179 zerstörte Kriegsvolk des Erzbischof von Köln das Kloster im Kampf zwischen dem Erzstift Magdeburg und Heinrich dem Löwen. 1217 tauschte sich das Kloster 12 Hufen in Hillersleben vom Markgrafen Albrecht II. von Brandenburg ein. 1221 besaß das Kloster laut einer Besitzbestätigung des Papstes Honorius III. etwa 150 Hufen Land. Unter dem Abt Heinrich, der 1259 zur Regierung kam, wurden die alten baufälligen Klostergebäude erneuert. Über die nächsten Jahrhunderte verteilen sich Urkunden, die meistenteils den Landbesitz des Klosters betreffen.
In der 1. Hälfte des 15. Jahrhunderts nahm das Kloster einen Aufstieg. Einmal erhielt es 1400/1401 einen besonderen Ablass, der sehr ertragreich war. Dann bekam es von Heinrich Sack und Ludolf von Veltheim in der Letzlinger Heide die Rechte an der wüsten Dorfstätte Dornstedt. Es wurde hier eine Wallfahrtskapelle zu Ehren der Jungfrau Maria errichtet, die 1434 eingeweiht wurde und die sich zunächst eines großen Zuspruchs erfreute. Durch diesen größeren Reichtum ließ im Laufe des 15. Jahrhunderts die Klosterzucht sehr nach. Die Wallfahrten nach Dornstedt gingen am Ende des Jahrhunderts immer mehr zurück, so dass die Kapelle 1504 als verfallen bezeichnet wurde. 1521 wurde sie dann förmlich dem Kloster einverleibt. 1523 sandte der damalige Abt Blasius dem Kardinal Albrecht von Brandenburg zur Einweihung der Stiftskirche in Halle Reliquien aus dem Hillerslebener Schatz. 1525 ging Abt Blasius aus dem Kloster, das vorläufig noch katholisch blieb. Allerdings verfielen seine Vermögenszustände mehr und mehr. 1539 wurde die Marienkapellen Dornstedt abgerissen. 1550 bei der Schlacht bei Hillersleben wurde das Kloster geplündert und die Klostergebäude zum großen Teil zerstört. 1539 nahm, zusammen mit den Klöstern Berge und Ammensleben, der Kaiser Ferdinand I. auch das Kloster Hillersleben in seinen Schutz. Zum „conservator“ wurde der Erzbischof Sigismund von Magdeburg ernannt. Die wirtschaftlichen Verhältnisse des Klosters wurden immer schlechter. Die Äbte in der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts sollen der Reformation zugeneigt gewesen sein. Bei der Kirchenvisitation 1577 sprachen Abt und Brüder sich für die Augsburgische Konfession aus.
1628 - 1632 wurde das Kloster unter dem Prälaten Ulrich Abtmeyer noch einmal katholisch. 1632 nahm das Magdeburger Domkapitel das Kloster in Besitz. Nachdem das Herzogtum Magdeburg 1680 an Brandenburg gefallen war, musste das Domkapitel seine Rechte 1687 an den Kurfürsten von Brandenburg gegen Geld abtreten, der das Klostergut in eine Domäne verwandelte. Die Einkünfte wurden z. T. dem theologischen Seminar der Universität Halle zugewiesen. 1720 entschädigte Friedrich Wilhelm I. die Universität Halle für ihre Ansprüche mit 30000 Talern. Seitdem war das Kloster eine staatliche Domäne. Es wurde ein kurfürstlicher Amtmann eingesetzt. Danach folgten die Amtspächter. Da nun die Kriege, Verwüstungen und Plündereien aufhörten, war ein Aufblühen zu verzeichnen. Es mussten neue Gebäude und Veränderungen getätigt werden. Die an der Südseite befindliche Scheune, die an der Westseite lange Scheune und die an der Nordseite sind bis 1700 erbaut worden. Das auf dem Klosterplatz stehende Beamtenhaus der Königlichen Beamten wurde 1706, sowie das Brauhaus ausgebaut. 1719 übernahm Johann Friedrich Kammerhoff das Amt in Erbpacht. Der Amtspächter Otto Bussenius (1856 - 1892) baute 1856 ein Waagehaus mit einer eingebauten Waage, daneben ein Gerätehaus mit massiven Ziegeldach von starken Holzpfeilern gestützt, die auf Steinsockeln ruhten. 1897 folgte das Gärtnerhaus mit anliegendem Schweinestall und 1880 der an der Südseite befindliche lange Kuh- und Ochsenstall. Der Pferdestall war vermutlich auch in dieser Zeit gebaut worden.
Sein Nachfolger Georg Riecke, welcher das Amt von 1892 bis 1910 gepachtet hatte, baute das Herrenhaus an der Nordseite des Mariengarten und nahe der Scheuen. Die Bauzeit war von 1894 bis 1896. In dieser Zeit entstand auch der Schafstall an der Südseite des angrenzenden Friedhofes. Die noch erhaltenen Wohn- und Schlafräume des früheren Klosters dienten als Unterkunft für polnische Saisonarbeiter. An der Westseite der Kirchhofsmauer befand sich eine Rübenblattfuttergrube. Daneben ein in früherer Zeit gebauter Kartoffelkeller. In der Mitte lag der große Wagenplatz mit der dahinter liegenden Dunggrube, die wie der Gutshof mit Katzenkopfpflaster befestigt war. 1935 ging die Verwaltung der Domäne an die Heeresverwaltung über, die damals nördlich des Ortes, in der Letzlinger Heide einen großen Schießplatz einrichtete.
Geschichte des Klosters in Zahlen
1000 bei einem Einfall der Slawen wurde das Kloster verbrannt und die Nonnen entführt
1022 errichtete Erzbischof Gero von Magdeburg wieder ein Benediktiner – Konvent gleichzeitig erste Nachricht über den Bau der Klosterkirche
1109 übertrug Milo Graf von Ammensleben das Kloster dem Papste auf
1153 Erweiterung des Klosters durch Anbau eines Hospitals durch Abt Irminhard
1179 Zerstörung des Klosters
1259 Erneuerung der Klostergebäude durch Abt Heinrich
1430 wirtschaftlicher Aufschwung des Klosters
1539 nahm Kaiser Ferdinand I Hillersleben, Ammensleben und Kloster Berge in Schutz
1550 Plünderung und Zerstörung von Teilen des Klosters bei der Schlacht bei Hillersleben, danach verschlechterten sich die wirtschaftlichen Verhältnisse zunehmend
1632 das Magdeburger Domkapital nahm das Kloster unter Besitz
1687 wurden die Rechte des Klosters an den Kurfürsten von Brandenburg abgetreten, der das Klostergut in eine Domäne verwandelte
1720 Friedrich Wilhelm I. entschädigte die Universität Halle mit 30000 Talern, seitdem war das Kloster eine staatliche Domäne
1935 ging das Domänenamt an die Deutsche Heeresverwaltung über
1945 übernahmen die sowjetischen Streitkräfte die Klosterdomäne
1951 im Zuge der Bodenreform wurde die Domäne an die Neubauern in Hillersleben übergeben
Geschichte der Klosterkirche
Die erste Baunachricht über die Klosterkirche liegt aus dem Jahre 1022 vor, als die Kirche, neu erbaut, nach der Zerstörung des Klosters durch die Slawen, geweiht wurde. An sich könnten die Reste des früheren Grundrisses: drei Schiffe mit Querschiff und Apsis, Ostwand des Querschiffes mit Rundnischengliederung, auf diese frühe Bauzeit zurückgehen. Aus den Bauresten ist nicht festzustellen, ob zu Seiten der Apsis den Seitenschiffen gegenüber Nebenapsiden bestanden haben. Die erhaltenen romanischen Baureste weisen alle auf eine spätere Bauzeit hin. 1179 wurde das Kloster zerstört. Die Baureste, vor allem die Schmuckformen, entsprechen einer Bauzeit, die etwa Ende des 12. Jahrhundert gewesen sein muss. Es wird sich also vermutlich um einen völligen Neubau nach Zerstörung von 1179 gehandelt haben. Dazu passt gut die Nachricht der Chronik, dass der Abt Heinrich um 1260 den Westteil der unvollendeten Kirche beendigen ließ. Man hatte - wie üblich - im Osten zu bauen begonnen.
Den Ausmaßen nach war die Kirche ein stattlicher Bau. Von dem Bau vom Ende des 12. Jahrhunderts haben sich erhalten: Reste der Westwand des nördlichen Querschiffes, West- und Südwand des südlichen Querschiffes und ein kurzes Stück von dessen Ostwand mit einer Rundbogennische. Ferner die nördliche Mittelschiffwand bis auf die zwei Steinlagen zwischen den Fensterscheiteln und dem modernen Dachgesims. Der Teil westlich des westlichsten Fensters ist ebenfalls modern. Von der südlichen Seitenschiffwand ist der östliche Teil bis zum dritten Fenster, östliches Gewände, romanisch. Hier liegen zwei vermauerte Rundbogenfenster etwa 50 cm höher als die jetzigen Spitzbogenfenster. Auch die südliche Mittelschiffwand scheint alt zu sein. Die wichtigsten erhaltenen Schmuckglieder der romanischen Kirche sind die Pfeilerreste, die am Eingang vom Seitenschiff in das Querschiff standen, die Reste der Vierungspfeiler (aus Sandsteintrommeln, Ecksäulchen mit Kelchblockkapitell) und vor allem ein jetzt vermauertes Portal in der Westwand des früheren südlichen Querschiffes, das den Zugang vom Kloster zur Kirche gebildet hat. Es liegt jetzt innerhalb der dort angebauten Sakristei.
Als 1550 das Kloster zerstört wurde, war auch die Kirche sehr in Mitleidenschaft gezogen worden. Es fand anschließend ein umfangreicher Wiederherstellungsbau statt. Er umfasste etwa den Zeitraum von 1562 bis 1580. Damals ist der Kirchturm bis zum Dachstuhl neu erbaut worden. Die Kirche hatte also jetzt nur einen Turm. Die Kirchenfenster stiftete der Ammenslebener Abt Schuckmann 1577. Zwischen 1586 und 1599 wurden Kanzel und Taufstein erneuert. Um 1604 wurden ein neuer Schülerchor und eine neue Orgel eingebaut. 1614 wurden Steinplastiken der Heiligen Benediktus und Laurentius aufgestellt, die heute nicht mehr vorhanden sind. Nach Behrends waren sie in Lebensgröße aus Stein, mit Gips überzogen. Dem Bau des 16. Jahrhunderts sind die Spitzbogenfenster zuzuschreiben und vermutlich auch die Spitzbogenarkaden im Inneren. Das Mittelschiff öffnete sich in zwei Spitzbogenarkaden zum Turm.
Durch den 30jährigen Krieg verfiel die Kirche wie die meisten anderen des Kreises auch. Dem Verfall wurde auch im 18. Jahrhundert nicht Einhalt geboten, da das Kloster als solches aufgehört hatte zu bestehen und die Kirche für den kleinen Ort Hillersleben allzu groß war. Laut einem Bericht vom 4.6.1764 soll die Hälfte von dem Kirchendach eingestürzt sein. Ein weiterer großer Schaden trat ein, als am 25.8.1811 der Kirchturm zu zwei Drittel einstürzte. Uhr und Glocken fielen mit herab. Da man sich nicht über die Aufbaukosten einig werden konnte, verfügte der Präfekt des Elbdepartements, der Graf von der Schulenburg, dass die Kirche ohne Turm bleiben sollte. Die Kirche wurde von der Domäne wirtschaftlich genutzt, bis sie unter König Friedrich Wilhelm IV. völlig erneuert wurde. Der Bau begann 1859 und dauerte mehrere Jahre. Neu erbaut wurden zwei Türme, das nördliche Seitenschiff, die Apsis und der gesamte Dachstuhl. Bei dem Bau wurde das Wohnhaus des Amtes Hillersleben abgerissen, welches unmittelbar im Westen an die Kirche gebaut war. Bereits am 4.7.1874 vernichtete ein Blitzschlag beide Türme. Die Glocken und die Orgel verbrannten mit. 1878 wurden die Türme wieder hergestellt und der in Mitleidenschaft gezogene Mittelbau in Ordnung gebracht. Bis 1880 wurde das Turmuntergeschoss als Kartoffellagerraum genutzt. 1894 erfolgte eine Dachreparatur und 1891 der Bau einer neuen Kirchhofmauer in der Nordwestecke. 1913 erfolgte die Erneuerung der Bleiverglasung der Mittelschifffenster und 1922 erneut eine Dachreparatur.
Baubeschreibung der Klosterkirche
Die Kirche liegt am Westrand des Dorfes. Auf der Ost- und Nordseite ist sie von dem Friedhof umgeben. Auf der Westseite war der Hof der Domäne, der auch auf die Südseite übergegriffen hatte. Hier befanden sich die Klostergebäude. Unmittelbar an die Kirchensüdwand stößt der teilweise erhaltene Kreuzgang. Der Grundriss zeigt eine dreischiffige Anlage mit Rundapsis in Breite des Mittelschiffes. Die beiden Westtürme springen 10 cm über die Seitenschiffe vor. Sie werden durch einen Mittelbau verbunden, dessen Westwand im Grundriss mit den Türmen fluchtet. Aus hellem Sandstein sind die Schmuckglieder des romanischen Baues, der Sockel, Die Eckpfeiler, Vierungspfeiler, Türeinfassungen und die Bogenöffnungen zwischen den Seiten- und Querschiff. Aus rotem Sandstein sind die modernen Portalgewände und das Fenstermaßwerk der Türme und ihres Zwischenbaues.
Das Mittelschiff ist durch ein Pfannensatteldach eingedeckt, die Apsis mit einem halben Kegeldach aus Biberschwänzen, die Seitenschiffe mit flachen Pultdächern in Biberschwanz-Doppeldeckung. Die Türme mit ihrem Zwischenbau entstammen bis auf ganz geringe Reste der Bauzeit des 19. Jahrhunderts. An der Südwestecke des Südturmes ist ein Rest alten Mauerwerks, darüber sind die Rüstholzlöcher für den Neubau. Auf der Südseite ist das Mauerwerk alt bis etwa 50 cm über die dort liegende Spitzbogentür des 16. Jahrhunderts. Die Türme werden durch Schlitzfenster beleuchtet und unter den Helmdächern liegen unmittelbar spitzbogige Schallöffnungen mit neugotischem Maßwerk. In dem Zwischenbau auf der Westseite ist ein Spitzbogenportal, zu dem eine Sandsteintreppe heraufführt. Dies war der Zugang zum Patronatsstuhl. Die profilierten Gewände sind aus rotem Sandstein. Dicht unter dem Abschlussgiebel liegen eng nebeneinander vier spitzbogige Maßwerkfenster. Am Mittelschiff finden sich keine Baufugen. Es wird belichtet durch je sechs Spitzbogenfenster des 16. Jahrhunderts auf der Nord- und Südseite, deren Sohlbänke aus rotem Sandstein erneuert sind. Auf der Nordseite stammen die zwei obersten Steinlagen aus dem Bau der 60iger Jahre des 19. Jahrhunderts. Damals wurde das Dachgesims erneuert und der stehende Kiefernholzdachstuhl sowie die Außenmauer des nördlichen Seitenschiffs mit dem Portalvorbau gebaut. Das quergestellte Satteldach des Vorbauers wird von einer Kreuzblume bekrönt. Ihr östlichster Teil bis zum dritten Fenster ist romanisch. In diesem Mauerwerk finden sich zwei mit Bruchsteinen vermauerte Rundbogenfenster. Der westliche Teil scheint aus dem 16. Jahrhundert zu sein. An der Südwand des südlichen Querschiffflügels ist eine Rundbogentür, die in das dort anschließende Klostergebäude, dem Schlafhaus, führte. Die Apsis ist ca. um 1788 erbaut. In etwa 3 m Höhe wird die Apsis durch einen Rücksprung gegliedert, der mit einem Sandsteinprofil belegt ist.
Der Innenraum der Kirche
Man beachte bitte, dass die Beschreibung der Klosterkirche mit dem heutigen Stand nicht mehr identisch ist. Das Inventar ist nicht mehr vorhanden und der Zustand ist nicht mehr so, wie er einst war. Das Mittelschiff besteht aus sechs Jochen, die mit Kreuzgratgewölben eingedeckt sind. Das Gewölbe aus Backstein ist um 1860 gemauert. Die Haupttonne ist rundbogig und die Quertonne stark spitzbogig. Die Scheitel liegen in einer Ebene. Das Mittelschiff öffnet sich nach den Seitenschiffen in Spitzbogenarkaden auf Pfeilern. Die Kämpferprofile der Pfeiler sind verschieden gebildet, entweder aus starkem Wulst und Platte oder aus schwachem Wulst, Hohlkehle und Platte. Die Gewölbe ruhen auf Konsolen, von denen zwei mit blattartigen Ornamenten, eine mit Buch und Herz verziert sind. Dicht über den Konsolen sind eiserne Zugstangen angebracht, die die Oberteile der Wände quer zum Schiff verbinden. Zwischen den einzelnen Jochen sind dünne nasenförmige Gurtbogen aus Putz. Die westlichsten Mittelschiffarkaden ruhen an der Westwand auf einem Kämpfergesims auf. Das Mittelschiff öffnete sich wahrscheinlich früher in zwei Spitzbogen zum Turm. Diese Öffnungen waren als tiefe Nischen in ihrem oberen Teil noch erkennbar. Die in ihrem unteren Teil liegenden Segmentbogennischen stammen aus dem 19. Jahrhundert. Aus dieser Zeit stammen auch die spitzbogige Verbindungstür zwischen dem nördlichen Seitenschiff und dem Nordturm und der flache Segmentbogen, der die Öffnung zur Orgelempore im Turmzwischenbau überspannt.
Die früheren spitzbogigen Fenster des südlichen Seitenschiffes sind als Nischen stehen geblieben, während die rundbogigen unter dem Putz verborgen liegen. Die Apsis ist durch eine Halbkuppel eingewölbt. Sie ist im Gegensatz zu der weiß getünchten Kirche reich farbig behandelt, u. a. mit den vier Evangelisten ausgemalt. Der Fußbodenbelag in der Apsis sind zum Teil rote Sandsteinplatten, sonst Backsteine, die im ersten Joch des Mittelschiffs sechseckig sind, mit kleinen runden Quadraten. In die Sakristei der Bauzeit um 1860 führte eine rechteckige moderne Tür in einer Spitzbogennische am Ostende der südlichen Seitenschiffwand. Die Nische stammt vermutlich aus dem 16. Jahrhundert und wird ein spitzbogiger Durchgang zum Kreuzgang gewesen sein. In der Ostwand der Sakristei liegt ein vermauertes romanisches Portal. Es ist stark übertüncht, lässt aber ein reiches Profil erkennen. Es ist einmal abgetreppt und hat eine rechteckige profilierte Umrahmung. Auf dem innersten Bogen sind die Reste eines Palmettenfrieses zu erkennen. Als Schmuckglieder der romanischen Kirche haben sich Reste von Pfeilern, die früher am Eingang vom Seitenschiff in das Querhaus standen, und Reste der Vierungspfeiler erhalten. Im nördlichen Seitenschiff am Nordpfeiler sind Schachbrettfries, am Südpfeiler dünne Palmetten, die sich mit Diamantbändern verschlingen. Die Vierungspfeiler haben nach dem Seiten- und Querschiff zu durchlaufende Halbsäulen, nach dem Chor zu, nur in der oberen Hälfte eine Halbsäule. Auf der Südseite ist am Kämpfer nur ein Ornamentrest am Südpfeiler zwischen Querhaus und Seitenschiff erhalten. Die Ornamente am Südvierungspfeiler sind nie ausgeführt worden.
Der Altar ist um 1860 aus Backstein aufgemauert. Der Flügelaltar (bei Behrends genannt) und auch das große Kruzifix ist nicht mehr vorhanden. Die Kanzel ist angebaut an den ersten Pfeiler der Mittelschiffsüdwand. Als Stütze dient ein massiv gemauerter Rechtkantunterbau, verputzt und grau gestrichen. Der Korb ist aus weißgrau gestrichenem Sandstein auf sechs Seiten eines unregelmäßigen Achtecks. Die drei der Gemeinde zugewandten Korbseiten sind in Spitzbogennischen aufgelöst, in denen auf angearbeiteten Konsolen die vollplastischen, 56 cm hohen Gipsfiguren der Apostel Johannes, Petrus, und Paulus stehen. Der achtseitige Schalldeckel ist aus Holz und reich mit neugotischem Maßwerk verziert.
Die Taufe ist aus weißen Sandstein. Sie hat eine Pokalform. Der runde Fuß und der aus zwei niedrigen Trommeln bestehende Schaft ist mit grauem Kalkanstrich versehen. Der achtseitige Aufsatz hat einen weißgrauen Ölfarbenanstrich auf dunkelrotem Grunde. Auf den vier Seiten sind in grünem Rankenrahmen die Reliefbrustbilder der Madonna, der Heiligen Katharina und Barbara und des Laurentius zu sehen. Die Mäntel sind dunkelrot, die Attribute und Kronen vergoldet. An der Laurentiusfigur ist ein Wappen erkennbar: gespalten, rechts Kranich, links geteilt und gerautet. Vermutlich ist es das Wappen des Abtes Arnold Kalckhoff, der 1595 den Taufstein herrichten ließ. Der ganze Stein ist mit kleineren und größeren Löchern übersät.
Die Orgel, die um 1600 unter dem Abt Johann Pancratius eine Orgel vom Ammenslebener Abt Ludger Hüffgen gestiftet wurde, ist ein Stück der Windlade in die Domorgel in Magdeburg eingebaut wurden. Bei dem Brand 1874 verbrannte auch die derzeitige Orgel. 1879 wurde von Böttcher aus Magdeburg Ersatz beschafft. Sie wurde 1923 instandgesetzt. Sie hat einen fünfteiligen Prospekt mit Pfeifen von 1923. Der Prospekt ist mit dünnen Säulchen mit Rund- und Kleeblattbogenverbindung verziert. Die gotisierenden Kapitelle sind vergoldet.
Die große und die kleine Glocke stammen von den Gebrüdern Ulrich aus der Glockengießereien Apolda und Kempten im Allgäu aus dem Jahr 1928. Die große Glocke ist mit einem Kreuz und die kleine Glocke mit einem Lamm Gottes versehen. Die mittlere Glocke stammt aus dem Jahr 1909 von Schilling aus Apolda. Einige Reparaturarbeiten konnten ausgeführt werden. So wurde die Apsis neu gedeckt und die Fenster der Klosterkirche wurden erneuert. Aus dem ehemaligen Kreuzgang wurde ein hübscher Gemeinderaum, der die Kirche für die Gottesdienste ersetzen muss.
Die Gruft in Hillersleben
Im Sterberegister der Gemeinde Hillersleben finden sich folgende Hinweise über die in der Gruft beigesetzten Personen:
Am 10.05.1719 ward der Herr Oberamtmann Cammerhoff ins Gewölbe mit einer pompösen Solennität beygesetzt, 61 Ja., 3 Mon.
26.08.1719 ward Herrn Quartiermeister Johann Friedrich Cammerhoff jüngstes Söhnlein Friedrich Wedig im Kirchengewölbe beygesetzt, 11 Ja.
30.12.1741 ist der Hochedelgeborene Herr Johann Friedrich Cammerhoff, in die 22 Jahre auf dem säkularisierten Kloster königlich Preußischer Amts - Kammerrath und Oberamtmann aus dieser Sterblichkeit abgefordert und darauf den 10.01.1742 mit einem solennen Leichenbegräbnis in das Kirchengewölbe, 46 Ja., 7 Mon., 14 Tg.
05.02.1752 Söhnlein Johann Friedrich Jacob gest., den 09.02. im Kirchengewölbe beygesetzt, 3 Ja., 8 Mon. (Text gekürzt)
07.07.1754 Witwe Dorothea Elisabeth Cammerhoff in ihrem Ruhekämmerlein an der Kirche beygesetzt worden 70 Ja. (Text gekürzt)
07.10.1755 Tochter Esther Dorothea Elisabeth Cammerhoff gest., 13.10. in dem Kirchengewölbe beygesetzt. (Text gekürzt)
Alle übrigen Sterbefälle wurden „zu Erden bestattet“ oder einfach nur „begraben“. Die Auflistung der Sterbefälle Cammerhoff ist nicht vollständig, dürften aber beweisen, dass die vermutlich ursprüngliche „Klosterkrypta“ nach der Säkularisation beräumt und über mindestens zwei Generationen als Familiengruft der Verwalter der Domäne, der Herren Cammerhoff, verwendet wurde.
1022 wurde Hillersleben als erzbischöfliches Eigenkloster von Erzbischof Gero von Magdeburg und seiner Schwester Ennihildis von Domersleben neu errichtet. Bischof Arnulf von Halberstadt weihte es am 25.10.1022. 1096 wurde es von Bischof Horrand von Halberstadt auf Bitten seiner Nichte Adelsindis und ihrer vier Söhne mit Ilsenburger Mönchen, die der cluniazensischen Reformrichtung angehörten, besetzt. Es wurde ein Propst eingesetzt und dem Kloster der Zehnt von 12 Hufen aus dem Besitz eines gewissen Waldingus zugewiesen. Es wurde offenbar damals als Eigenkloster der Adelsindis und als Mitgift für die Ehe von deren Tochter Ludburg mit Milo, einem Sohn des Grafen Theodoricus von Ammensleben, bestimmt. Wahrscheinlich gehörte auch die in unmittelbarer Nähe des Klosters gelegene Burg zu diesem Besitz. 1109 trug Milo das Kloster dem Papste auf, wofür er die Vogtei neu empfing. Gleichzeitig wurde der bisherige Propst Alvericus zum Abt gemacht. Nach dem Aussterben der Nachkommen des Milo hatte das Kloster sehr unter der Willkür der Vögte zu leiden. Auf Grund mehrerer gefälschter Urkunden suchte es deshalb das Recht auf Wahl des Vogtes zu erringen. 1214 versuchte man deshalb ohne dauernden Erfolg den Bischof von Halberstadt zum Vogt zu machen. Aber erst 1272/73 gelang es, durch Kauf die Vogtei von den Grafen von Regenstein, die sich als rechtmäßige Erben der Grafen von Hillersleben sahen, an das Kloster zu bringen. In der Folgezeit war die Politik des Klosters auf den Ausbau seiner Besitzungen gerichtet, Besitzbestätigungen liegen von 1152 vor, zum Teil allerdings gefälscht, dgl. angebliche Bestätigung durch Kaiser Lothar III. von 1135. Von besonderer Bedeutung für das Kloster wurde Abt Irminhard, der 1135 zum ersten Male erwähnt wird. Er konnte die Güter des Klosters erweitern, legte 1153 ein Hospital an, baute nach Abbruch der Burg ein neues Kloster und erwarb Glocken, Paramente und Bücher. 1179 zerstörte Kriegsvolk des Erzbischof von Köln das Kloster im Kampf zwischen dem Erzstift Magdeburg und Heinrich dem Löwen. 1217 tauschte sich das Kloster 12 Hufen in Hillersleben vom Markgrafen Albrecht II. von Brandenburg ein. 1221 besaß das Kloster laut einer Besitzbestätigung des Papstes Honorius III. etwa 150 Hufen Land. Unter dem Abt Heinrich, der 1259 zur Regierung kam, wurden die alten baufälligen Klostergebäude erneuert. Über die nächsten Jahrhunderte verteilen sich Urkunden, die meistenteils den Landbesitz des Klosters betreffen.
In der 1. Hälfte des 15. Jahrhunderts nahm das Kloster einen Aufstieg. Einmal erhielt es 1400/1401 einen besonderen Ablass, der sehr ertragreich war. Dann bekam es von Heinrich Sack und Ludolf von Veltheim in der Letzlinger Heide die Rechte an der wüsten Dorfstätte Dornstedt. Es wurde hier eine Wallfahrtskapelle zu Ehren der Jungfrau Maria errichtet, die 1434 eingeweiht wurde und die sich zunächst eines großen Zuspruchs erfreute. Durch diesen größeren Reichtum ließ im Laufe des 15. Jahrhunderts die Klosterzucht sehr nach. Die Wallfahrten nach Dornstedt gingen am Ende des Jahrhunderts immer mehr zurück, so dass die Kapelle 1504 als verfallen bezeichnet wurde. 1521 wurde sie dann förmlich dem Kloster einverleibt. 1523 sandte der damalige Abt Blasius dem Kardinal Albrecht von Brandenburg zur Einweihung der Stiftskirche in Halle Reliquien aus dem Hillerslebener Schatz. 1525 ging Abt Blasius aus dem Kloster, das vorläufig noch katholisch blieb. Allerdings verfielen seine Vermögenszustände mehr und mehr. 1539 wurde die Marienkapellen Dornstedt abgerissen. 1550 bei der Schlacht bei Hillersleben wurde das Kloster geplündert und die Klostergebäude zum großen Teil zerstört. 1539 nahm, zusammen mit den Klöstern Berge und Ammensleben, der Kaiser Ferdinand I. auch das Kloster Hillersleben in seinen Schutz. Zum „conservator“ wurde der Erzbischof Sigismund von Magdeburg ernannt. Die wirtschaftlichen Verhältnisse des Klosters wurden immer schlechter. Die Äbte in der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts sollen der Reformation zugeneigt gewesen sein. Bei der Kirchenvisitation 1577 sprachen Abt und Brüder sich für die Augsburgische Konfession aus.
1628 - 1632 wurde das Kloster unter dem Prälaten Ulrich Abtmeyer noch einmal katholisch. 1632 nahm das Magdeburger Domkapitel das Kloster in Besitz. Nachdem das Herzogtum Magdeburg 1680 an Brandenburg gefallen war, musste das Domkapitel seine Rechte 1687 an den Kurfürsten von Brandenburg gegen Geld abtreten, der das Klostergut in eine Domäne verwandelte. Die Einkünfte wurden z. T. dem theologischen Seminar der Universität Halle zugewiesen. 1720 entschädigte Friedrich Wilhelm I. die Universität Halle für ihre Ansprüche mit 30000 Talern. Seitdem war das Kloster eine staatliche Domäne. Es wurde ein kurfürstlicher Amtmann eingesetzt. Danach folgten die Amtspächter. Da nun die Kriege, Verwüstungen und Plündereien aufhörten, war ein Aufblühen zu verzeichnen. Es mussten neue Gebäude und Veränderungen getätigt werden. Die an der Südseite befindliche Scheune, die an der Westseite lange Scheune und die an der Nordseite sind bis 1700 erbaut worden. Das auf dem Klosterplatz stehende Beamtenhaus der Königlichen Beamten wurde 1706, sowie das Brauhaus ausgebaut. 1719 übernahm Johann Friedrich Kammerhoff das Amt in Erbpacht. Der Amtspächter Otto Bussenius (1856 - 1892) baute 1856 ein Waagehaus mit einer eingebauten Waage, daneben ein Gerätehaus mit massiven Ziegeldach von starken Holzpfeilern gestützt, die auf Steinsockeln ruhten. 1897 folgte das Gärtnerhaus mit anliegendem Schweinestall und 1880 der an der Südseite befindliche lange Kuh- und Ochsenstall. Der Pferdestall war vermutlich auch in dieser Zeit gebaut worden.
Sein Nachfolger Georg Riecke, welcher das Amt von 1892 bis 1910 gepachtet hatte, baute das Herrenhaus an der Nordseite des Mariengarten und nahe der Scheuen. Die Bauzeit war von 1894 bis 1896. In dieser Zeit entstand auch der Schafstall an der Südseite des angrenzenden Friedhofes. Die noch erhaltenen Wohn- und Schlafräume des früheren Klosters dienten als Unterkunft für polnische Saisonarbeiter. An der Westseite der Kirchhofsmauer befand sich eine Rübenblattfuttergrube. Daneben ein in früherer Zeit gebauter Kartoffelkeller. In der Mitte lag der große Wagenplatz mit der dahinter liegenden Dunggrube, die wie der Gutshof mit Katzenkopfpflaster befestigt war. 1935 ging die Verwaltung der Domäne an die Heeresverwaltung über, die damals nördlich des Ortes, in der Letzlinger Heide einen großen Schießplatz einrichtete.
Geschichte des Klosters in Zahlen
1000 bei einem Einfall der Slawen wurde das Kloster verbrannt und die Nonnen entführt
1022 errichtete Erzbischof Gero von Magdeburg wieder ein Benediktiner – Konvent gleichzeitig erste Nachricht über den Bau der Klosterkirche
1109 übertrug Milo Graf von Ammensleben das Kloster dem Papste auf
1153 Erweiterung des Klosters durch Anbau eines Hospitals durch Abt Irminhard
1179 Zerstörung des Klosters
1259 Erneuerung der Klostergebäude durch Abt Heinrich
1430 wirtschaftlicher Aufschwung des Klosters
1539 nahm Kaiser Ferdinand I Hillersleben, Ammensleben und Kloster Berge in Schutz
1550 Plünderung und Zerstörung von Teilen des Klosters bei der Schlacht bei Hillersleben, danach verschlechterten sich die wirtschaftlichen Verhältnisse zunehmend
1632 das Magdeburger Domkapital nahm das Kloster unter Besitz
1687 wurden die Rechte des Klosters an den Kurfürsten von Brandenburg abgetreten, der das Klostergut in eine Domäne verwandelte
1720 Friedrich Wilhelm I. entschädigte die Universität Halle mit 30000 Talern, seitdem war das Kloster eine staatliche Domäne
1935 ging das Domänenamt an die Deutsche Heeresverwaltung über
1945 übernahmen die sowjetischen Streitkräfte die Klosterdomäne
1951 im Zuge der Bodenreform wurde die Domäne an die Neubauern in Hillersleben übergeben
Geschichte der Klosterkirche
Die erste Baunachricht über die Klosterkirche liegt aus dem Jahre 1022 vor, als die Kirche, neu erbaut, nach der Zerstörung des Klosters durch die Slawen, geweiht wurde. An sich könnten die Reste des früheren Grundrisses: drei Schiffe mit Querschiff und Apsis, Ostwand des Querschiffes mit Rundnischengliederung, auf diese frühe Bauzeit zurückgehen. Aus den Bauresten ist nicht festzustellen, ob zu Seiten der Apsis den Seitenschiffen gegenüber Nebenapsiden bestanden haben. Die erhaltenen romanischen Baureste weisen alle auf eine spätere Bauzeit hin. 1179 wurde das Kloster zerstört. Die Baureste, vor allem die Schmuckformen, entsprechen einer Bauzeit, die etwa Ende des 12. Jahrhundert gewesen sein muss. Es wird sich also vermutlich um einen völligen Neubau nach Zerstörung von 1179 gehandelt haben. Dazu passt gut die Nachricht der Chronik, dass der Abt Heinrich um 1260 den Westteil der unvollendeten Kirche beendigen ließ. Man hatte - wie üblich - im Osten zu bauen begonnen.
Den Ausmaßen nach war die Kirche ein stattlicher Bau. Von dem Bau vom Ende des 12. Jahrhunderts haben sich erhalten: Reste der Westwand des nördlichen Querschiffes, West- und Südwand des südlichen Querschiffes und ein kurzes Stück von dessen Ostwand mit einer Rundbogennische. Ferner die nördliche Mittelschiffwand bis auf die zwei Steinlagen zwischen den Fensterscheiteln und dem modernen Dachgesims. Der Teil westlich des westlichsten Fensters ist ebenfalls modern. Von der südlichen Seitenschiffwand ist der östliche Teil bis zum dritten Fenster, östliches Gewände, romanisch. Hier liegen zwei vermauerte Rundbogenfenster etwa 50 cm höher als die jetzigen Spitzbogenfenster. Auch die südliche Mittelschiffwand scheint alt zu sein. Die wichtigsten erhaltenen Schmuckglieder der romanischen Kirche sind die Pfeilerreste, die am Eingang vom Seitenschiff in das Querschiff standen, die Reste der Vierungspfeiler (aus Sandsteintrommeln, Ecksäulchen mit Kelchblockkapitell) und vor allem ein jetzt vermauertes Portal in der Westwand des früheren südlichen Querschiffes, das den Zugang vom Kloster zur Kirche gebildet hat. Es liegt jetzt innerhalb der dort angebauten Sakristei.
Als 1550 das Kloster zerstört wurde, war auch die Kirche sehr in Mitleidenschaft gezogen worden. Es fand anschließend ein umfangreicher Wiederherstellungsbau statt. Er umfasste etwa den Zeitraum von 1562 bis 1580. Damals ist der Kirchturm bis zum Dachstuhl neu erbaut worden. Die Kirche hatte also jetzt nur einen Turm. Die Kirchenfenster stiftete der Ammenslebener Abt Schuckmann 1577. Zwischen 1586 und 1599 wurden Kanzel und Taufstein erneuert. Um 1604 wurden ein neuer Schülerchor und eine neue Orgel eingebaut. 1614 wurden Steinplastiken der Heiligen Benediktus und Laurentius aufgestellt, die heute nicht mehr vorhanden sind. Nach Behrends waren sie in Lebensgröße aus Stein, mit Gips überzogen. Dem Bau des 16. Jahrhunderts sind die Spitzbogenfenster zuzuschreiben und vermutlich auch die Spitzbogenarkaden im Inneren. Das Mittelschiff öffnete sich in zwei Spitzbogenarkaden zum Turm.
Durch den 30jährigen Krieg verfiel die Kirche wie die meisten anderen des Kreises auch. Dem Verfall wurde auch im 18. Jahrhundert nicht Einhalt geboten, da das Kloster als solches aufgehört hatte zu bestehen und die Kirche für den kleinen Ort Hillersleben allzu groß war. Laut einem Bericht vom 4.6.1764 soll die Hälfte von dem Kirchendach eingestürzt sein. Ein weiterer großer Schaden trat ein, als am 25.8.1811 der Kirchturm zu zwei Drittel einstürzte. Uhr und Glocken fielen mit herab. Da man sich nicht über die Aufbaukosten einig werden konnte, verfügte der Präfekt des Elbdepartements, der Graf von der Schulenburg, dass die Kirche ohne Turm bleiben sollte. Die Kirche wurde von der Domäne wirtschaftlich genutzt, bis sie unter König Friedrich Wilhelm IV. völlig erneuert wurde. Der Bau begann 1859 und dauerte mehrere Jahre. Neu erbaut wurden zwei Türme, das nördliche Seitenschiff, die Apsis und der gesamte Dachstuhl. Bei dem Bau wurde das Wohnhaus des Amtes Hillersleben abgerissen, welches unmittelbar im Westen an die Kirche gebaut war. Bereits am 4.7.1874 vernichtete ein Blitzschlag beide Türme. Die Glocken und die Orgel verbrannten mit. 1878 wurden die Türme wieder hergestellt und der in Mitleidenschaft gezogene Mittelbau in Ordnung gebracht. Bis 1880 wurde das Turmuntergeschoss als Kartoffellagerraum genutzt. 1894 erfolgte eine Dachreparatur und 1891 der Bau einer neuen Kirchhofmauer in der Nordwestecke. 1913 erfolgte die Erneuerung der Bleiverglasung der Mittelschifffenster und 1922 erneut eine Dachreparatur.
Baubeschreibung der Klosterkirche
Die Kirche liegt am Westrand des Dorfes. Auf der Ost- und Nordseite ist sie von dem Friedhof umgeben. Auf der Westseite war der Hof der Domäne, der auch auf die Südseite übergegriffen hatte. Hier befanden sich die Klostergebäude. Unmittelbar an die Kirchensüdwand stößt der teilweise erhaltene Kreuzgang. Der Grundriss zeigt eine dreischiffige Anlage mit Rundapsis in Breite des Mittelschiffes. Die beiden Westtürme springen 10 cm über die Seitenschiffe vor. Sie werden durch einen Mittelbau verbunden, dessen Westwand im Grundriss mit den Türmen fluchtet. Aus hellem Sandstein sind die Schmuckglieder des romanischen Baues, der Sockel, Die Eckpfeiler, Vierungspfeiler, Türeinfassungen und die Bogenöffnungen zwischen den Seiten- und Querschiff. Aus rotem Sandstein sind die modernen Portalgewände und das Fenstermaßwerk der Türme und ihres Zwischenbaues.
Das Mittelschiff ist durch ein Pfannensatteldach eingedeckt, die Apsis mit einem halben Kegeldach aus Biberschwänzen, die Seitenschiffe mit flachen Pultdächern in Biberschwanz-Doppeldeckung. Die Türme mit ihrem Zwischenbau entstammen bis auf ganz geringe Reste der Bauzeit des 19. Jahrhunderts. An der Südwestecke des Südturmes ist ein Rest alten Mauerwerks, darüber sind die Rüstholzlöcher für den Neubau. Auf der Südseite ist das Mauerwerk alt bis etwa 50 cm über die dort liegende Spitzbogentür des 16. Jahrhunderts. Die Türme werden durch Schlitzfenster beleuchtet und unter den Helmdächern liegen unmittelbar spitzbogige Schallöffnungen mit neugotischem Maßwerk. In dem Zwischenbau auf der Westseite ist ein Spitzbogenportal, zu dem eine Sandsteintreppe heraufführt. Dies war der Zugang zum Patronatsstuhl. Die profilierten Gewände sind aus rotem Sandstein. Dicht unter dem Abschlussgiebel liegen eng nebeneinander vier spitzbogige Maßwerkfenster. Am Mittelschiff finden sich keine Baufugen. Es wird belichtet durch je sechs Spitzbogenfenster des 16. Jahrhunderts auf der Nord- und Südseite, deren Sohlbänke aus rotem Sandstein erneuert sind. Auf der Nordseite stammen die zwei obersten Steinlagen aus dem Bau der 60iger Jahre des 19. Jahrhunderts. Damals wurde das Dachgesims erneuert und der stehende Kiefernholzdachstuhl sowie die Außenmauer des nördlichen Seitenschiffs mit dem Portalvorbau gebaut. Das quergestellte Satteldach des Vorbauers wird von einer Kreuzblume bekrönt. Ihr östlichster Teil bis zum dritten Fenster ist romanisch. In diesem Mauerwerk finden sich zwei mit Bruchsteinen vermauerte Rundbogenfenster. Der westliche Teil scheint aus dem 16. Jahrhundert zu sein. An der Südwand des südlichen Querschiffflügels ist eine Rundbogentür, die in das dort anschließende Klostergebäude, dem Schlafhaus, führte. Die Apsis ist ca. um 1788 erbaut. In etwa 3 m Höhe wird die Apsis durch einen Rücksprung gegliedert, der mit einem Sandsteinprofil belegt ist.
Der Innenraum der Kirche
Man beachte bitte, dass die Beschreibung der Klosterkirche mit dem heutigen Stand nicht mehr identisch ist. Das Inventar ist nicht mehr vorhanden und der Zustand ist nicht mehr so, wie er einst war. Das Mittelschiff besteht aus sechs Jochen, die mit Kreuzgratgewölben eingedeckt sind. Das Gewölbe aus Backstein ist um 1860 gemauert. Die Haupttonne ist rundbogig und die Quertonne stark spitzbogig. Die Scheitel liegen in einer Ebene. Das Mittelschiff öffnet sich nach den Seitenschiffen in Spitzbogenarkaden auf Pfeilern. Die Kämpferprofile der Pfeiler sind verschieden gebildet, entweder aus starkem Wulst und Platte oder aus schwachem Wulst, Hohlkehle und Platte. Die Gewölbe ruhen auf Konsolen, von denen zwei mit blattartigen Ornamenten, eine mit Buch und Herz verziert sind. Dicht über den Konsolen sind eiserne Zugstangen angebracht, die die Oberteile der Wände quer zum Schiff verbinden. Zwischen den einzelnen Jochen sind dünne nasenförmige Gurtbogen aus Putz. Die westlichsten Mittelschiffarkaden ruhen an der Westwand auf einem Kämpfergesims auf. Das Mittelschiff öffnete sich wahrscheinlich früher in zwei Spitzbogen zum Turm. Diese Öffnungen waren als tiefe Nischen in ihrem oberen Teil noch erkennbar. Die in ihrem unteren Teil liegenden Segmentbogennischen stammen aus dem 19. Jahrhundert. Aus dieser Zeit stammen auch die spitzbogige Verbindungstür zwischen dem nördlichen Seitenschiff und dem Nordturm und der flache Segmentbogen, der die Öffnung zur Orgelempore im Turmzwischenbau überspannt.
Die früheren spitzbogigen Fenster des südlichen Seitenschiffes sind als Nischen stehen geblieben, während die rundbogigen unter dem Putz verborgen liegen. Die Apsis ist durch eine Halbkuppel eingewölbt. Sie ist im Gegensatz zu der weiß getünchten Kirche reich farbig behandelt, u. a. mit den vier Evangelisten ausgemalt. Der Fußbodenbelag in der Apsis sind zum Teil rote Sandsteinplatten, sonst Backsteine, die im ersten Joch des Mittelschiffs sechseckig sind, mit kleinen runden Quadraten. In die Sakristei der Bauzeit um 1860 führte eine rechteckige moderne Tür in einer Spitzbogennische am Ostende der südlichen Seitenschiffwand. Die Nische stammt vermutlich aus dem 16. Jahrhundert und wird ein spitzbogiger Durchgang zum Kreuzgang gewesen sein. In der Ostwand der Sakristei liegt ein vermauertes romanisches Portal. Es ist stark übertüncht, lässt aber ein reiches Profil erkennen. Es ist einmal abgetreppt und hat eine rechteckige profilierte Umrahmung. Auf dem innersten Bogen sind die Reste eines Palmettenfrieses zu erkennen. Als Schmuckglieder der romanischen Kirche haben sich Reste von Pfeilern, die früher am Eingang vom Seitenschiff in das Querhaus standen, und Reste der Vierungspfeiler erhalten. Im nördlichen Seitenschiff am Nordpfeiler sind Schachbrettfries, am Südpfeiler dünne Palmetten, die sich mit Diamantbändern verschlingen. Die Vierungspfeiler haben nach dem Seiten- und Querschiff zu durchlaufende Halbsäulen, nach dem Chor zu, nur in der oberen Hälfte eine Halbsäule. Auf der Südseite ist am Kämpfer nur ein Ornamentrest am Südpfeiler zwischen Querhaus und Seitenschiff erhalten. Die Ornamente am Südvierungspfeiler sind nie ausgeführt worden.
Der Altar ist um 1860 aus Backstein aufgemauert. Der Flügelaltar (bei Behrends genannt) und auch das große Kruzifix ist nicht mehr vorhanden. Die Kanzel ist angebaut an den ersten Pfeiler der Mittelschiffsüdwand. Als Stütze dient ein massiv gemauerter Rechtkantunterbau, verputzt und grau gestrichen. Der Korb ist aus weißgrau gestrichenem Sandstein auf sechs Seiten eines unregelmäßigen Achtecks. Die drei der Gemeinde zugewandten Korbseiten sind in Spitzbogennischen aufgelöst, in denen auf angearbeiteten Konsolen die vollplastischen, 56 cm hohen Gipsfiguren der Apostel Johannes, Petrus, und Paulus stehen. Der achtseitige Schalldeckel ist aus Holz und reich mit neugotischem Maßwerk verziert.
Die Taufe ist aus weißen Sandstein. Sie hat eine Pokalform. Der runde Fuß und der aus zwei niedrigen Trommeln bestehende Schaft ist mit grauem Kalkanstrich versehen. Der achtseitige Aufsatz hat einen weißgrauen Ölfarbenanstrich auf dunkelrotem Grunde. Auf den vier Seiten sind in grünem Rankenrahmen die Reliefbrustbilder der Madonna, der Heiligen Katharina und Barbara und des Laurentius zu sehen. Die Mäntel sind dunkelrot, die Attribute und Kronen vergoldet. An der Laurentiusfigur ist ein Wappen erkennbar: gespalten, rechts Kranich, links geteilt und gerautet. Vermutlich ist es das Wappen des Abtes Arnold Kalckhoff, der 1595 den Taufstein herrichten ließ. Der ganze Stein ist mit kleineren und größeren Löchern übersät.
Die Orgel, die um 1600 unter dem Abt Johann Pancratius eine Orgel vom Ammenslebener Abt Ludger Hüffgen gestiftet wurde, ist ein Stück der Windlade in die Domorgel in Magdeburg eingebaut wurden. Bei dem Brand 1874 verbrannte auch die derzeitige Orgel. 1879 wurde von Böttcher aus Magdeburg Ersatz beschafft. Sie wurde 1923 instandgesetzt. Sie hat einen fünfteiligen Prospekt mit Pfeifen von 1923. Der Prospekt ist mit dünnen Säulchen mit Rund- und Kleeblattbogenverbindung verziert. Die gotisierenden Kapitelle sind vergoldet.
Die große und die kleine Glocke stammen von den Gebrüdern Ulrich aus der Glockengießereien Apolda und Kempten im Allgäu aus dem Jahr 1928. Die große Glocke ist mit einem Kreuz und die kleine Glocke mit einem Lamm Gottes versehen. Die mittlere Glocke stammt aus dem Jahr 1909 von Schilling aus Apolda. Einige Reparaturarbeiten konnten ausgeführt werden. So wurde die Apsis neu gedeckt und die Fenster der Klosterkirche wurden erneuert. Aus dem ehemaligen Kreuzgang wurde ein hübscher Gemeinderaum, der die Kirche für die Gottesdienste ersetzen muss.
Die Gruft in Hillersleben
Im Sterberegister der Gemeinde Hillersleben finden sich folgende Hinweise über die in der Gruft beigesetzten Personen:
Am 10.05.1719 ward der Herr Oberamtmann Cammerhoff ins Gewölbe mit einer pompösen Solennität beygesetzt, 61 Ja., 3 Mon.
26.08.1719 ward Herrn Quartiermeister Johann Friedrich Cammerhoff jüngstes Söhnlein Friedrich Wedig im Kirchengewölbe beygesetzt, 11 Ja.
30.12.1741 ist der Hochedelgeborene Herr Johann Friedrich Cammerhoff, in die 22 Jahre auf dem säkularisierten Kloster königlich Preußischer Amts - Kammerrath und Oberamtmann aus dieser Sterblichkeit abgefordert und darauf den 10.01.1742 mit einem solennen Leichenbegräbnis in das Kirchengewölbe, 46 Ja., 7 Mon., 14 Tg.
05.02.1752 Söhnlein Johann Friedrich Jacob gest., den 09.02. im Kirchengewölbe beygesetzt, 3 Ja., 8 Mon. (Text gekürzt)
07.07.1754 Witwe Dorothea Elisabeth Cammerhoff in ihrem Ruhekämmerlein an der Kirche beygesetzt worden 70 Ja. (Text gekürzt)
07.10.1755 Tochter Esther Dorothea Elisabeth Cammerhoff gest., 13.10. in dem Kirchengewölbe beygesetzt. (Text gekürzt)
Alle übrigen Sterbefälle wurden „zu Erden bestattet“ oder einfach nur „begraben“. Die Auflistung der Sterbefälle Cammerhoff ist nicht vollständig, dürften aber beweisen, dass die vermutlich ursprüngliche „Klosterkrypta“ nach der Säkularisation beräumt und über mindestens zwei Generationen als Familiengruft der Verwalter der Domäne, der Herren Cammerhoff, verwendet wurde.