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Evangelische Kirche Wenddorf

Altarbereich
Blick zur Winterkirche
Die evangelische Kirche ist ein schlichter barocker Fachwerksaal über rechteckigem Grundriss mit Walmdach von 1701. Im Westen befindet sich ein älterer quadratischer Feldsteinturm mit ins Achteck überführtem Spitzhelm. Das Fachwerk mit Eckstreben, die Fensterachsen mit rundbogigem Rahmenwerk in romanisierendem Stil der Zeit um 1860. Innen ist eine leicht angewinkelte Flachdecke zu finden. Weiteres Inventar ist die Westempore, ein spätgotischer Taufstein, achteckig und kelchförmig aus dem Vorgängerbau. Die Bronzeglocke ist von Heinrich Borstelmann aus Magdeburg, 1613 mit dem Relief des heiligen Georg. Die Kirche ist ortsbildbeherrschend in straßenbildprägender Ecklage in der Ortsmitte. Der Kirchhof ist von einer mauer umgeben,

Der Ort Wenddorf wurde im 30jährigen Krieg wahrscheinlich zerstört. Der Wiederaufbau erfolgte nicht an der alten Dorfstelle sondern etwa 5 Minuten entfernt davon. Die Kirche stand also ursprünglich an anderer Stelle. Im Protokoll der Kirchenvisitation von 1650 wird ihr Zustand wie folgt beschrieben: Das Kirchengebäude ist ziemlich dachlos, die Stühle sind verbrannt, der Glockenstuhl baufällig. Nur Taufstein, zwei Glocken und Abendmahlsgerät war vorhanden. 1686 fand die nächste Visitation statt. Die Kirche ist immer noch in schlechtem Zustand und wird als armselig, dach- und fachlos bezeichnet. 1701 ist die neue Kirche erbaut worden. Richtfest soll am 24.06.1701 gewesen sein. Wenddorf war offensichtlich schon zu dieser Zeit ein Filial von Angern. 73 Taler für den Neubau der Wenddorfer Kirche sollen aus Kollekten anderer Gemeinden gespendet worden sein. Wenddorfer und zwei Angeraner Bürger spendeten bunte Fenster für die Kirche, die jedoch schon Anfang des 20.Jahrhunderts nicht mehr existierten. Die Glocke stammt aus dem Jahr 1613 und trägt die Inschrift: Soli deo Gloria. Jene Fenster, die im Jahre 1701 angefertigt wurden, sind nicht mehr vorhanden. Sie wurden 1850 durch neue ersetzt. Überliefert wurde, was einige Fenster zeigten: Das eine Fenster zeigt einen Landmann, der mit vier kräftigen Pferden seinen Acker pflügt und daneben einen Mann, der mit dem Saattuch in der Hand über sein Feld schreitet. Unter dem Bild steht: Hans Briest und Anna Osthern, 1701. Das zweite: Ein Schütze schießt auf ein Reh, das in wilden Sprüngen davoneilt und dabei verwundert nach dem Mann mit der Flinte sich umschaut. Darunter steht: Gottfried Levheit, 1701. Das dritte Bild zeigte zwei Weberschiffchen und hat die Unterschrift: August Briest, 1701. Auf dem vierten Bild sah man einen Schmied, welcher ein Pferd beschlägt, und liest den Namen: Jakob Wienecke, 1701.

"Es war am Tag Johannes des Täufers, da man schrieb die Jahreszahl 1701. Heiß brannte die Sonne vom wolkenlosen Himmel hernieder. Auf den Wiesen war man eifrig beschäftigt, Männer mit der Sense, Frauen und Mädchen mit der Harke; hier und da wurde ein Wagen mit Heu beladen. In Wenddorf schien man es an diesem Nachmittag mit der Feldarbeit nicht besonders eilig zu haben. Frauen und Mädchen, Kinder und alte Leute standen am Kirchplatz oder saßen auf den dort liegenden großen Steinen und sahen zu, wie die Zimmerleute und die kräftigen Männern des Ortes die letzten Sparren für die Kirche und den Turm hinaufzogen und befestigten. Jetzt war das Werk getan. Eine Krone war darauf gesetzt. Das Richtfest der Kirche konnte gefeiert werden. Der Pfarrer Matthias Heinecke aus Angern war bereits anwesend. Der Schulmeister Sebastian Briest hatte sich mit den Dorfkindern aufgestellt. Jetzt kam der Patron der Kirche, Oberst Matthias Daniel von der Schulenburg, geritten, zehn Schritte hinter ihm sein Reitknecht Jürgen Brohmann. Nachdem der Oberst abgestiegen war und die Zügel dem Reitknecht übergeben hatte, trat er zum Bauplatz. Alle verneigten sich vor dem hohen Herrn. Die Feier begann. Sebastian Briest hob an und alle fielen ein: "Nun danket alle Gott ...". Darauf las Pfarrer Heinecke das Wort der Bibel vor: "Wo der Herr nicht das Haus bauet, da arbeiten umsonst, die daran bauen", und knüpfte daran ein Dankgebet. Matthias Daniel von der Schulenburg wies in einer Ansprache darauf hin, dass in demselben Jahr, in welchem das Kurfürstentum Brandenburg zum Königreich Preußen erhoben sei, den Wenddorfern eine neue Kirche gebaut sei. Er erwarte, dass sich die Wenddorfer allezeit als treue und gehorsame Untertanen des Königs von Preußen und aller weltlicher Obrigkeit zeigten. Zuletzt betete noch der älteste der Zimmerleute oben auf dem Turme stehend seinen Spruch. Sebastian Briest, der Schulmeister aber sang mit der Gemeinde das Schlusslied. Die Feier war beendet ..."

Beschreibung des Zustandes der Kirche aus dem Jahr 1930
Turm und Kirche wurden in neuer Zeit mit einem Zementputz versehen, der bereits in großen Stücken heruntergefallen ist. Die zweite Glocke musste im Ersten Weltkrieg abgegeben werden. Die holzverschalte Balkendecke wurde wahrscheinlich gegen 1850 eingebaut, unverputzt und mit Ölfarbe wenig schön gestrichen. Die Wände sind ebenfalls um 1850 mit Leimfarbe gestrichen worden. Das alte Gestühl, die alte Kanzel und die Empore sollen mit hässlich gelbbrauner Ölfarbe bemalt worden sein.

Renovierung um Umgestaltung der Kirche nach 1955

1956
Der Innenraum der Kirche erhält einen neuen Kalkanstrich

1964
Erneuerung der kaputten bleiverglasten Fenster

1965
Grundlegende Umgestaltung des Innenraumes; Umbau der Empore zum Gemeinderaum; die altersschwache Orgel wird abgebaut, der baufällige und wurmstichige Kanzelaltar und die Seitenbänke im Altarraum verschwinden, der Innenraum erhält einen neuen Anstrich.

1975
Neueindeckung des Kirchendaches

1980
Instandsetzung des Turmdaches

1988
Beginn der dringenden Arbeiten zur Sicherung des Bauwerkes

1989
Erneuerung des Schwellbalkens neben der Tür; Innenausbau der Kirche; Verkleidung der schadhaften Wände mit Hartfaserplatten

1991
Erneuerung des Putzes an Turm und Kirche; Entdeckung des Zierfachwerkes aus der Ursprungszeit. Dieses wird fachgerecht restauriert. Die Außenbalken bekamen einen neuen Anstrich und die bunten Fenster am Ostgiebel wurden restauriert.

1994
Beginn der Malerarbeiten, die von der Gemeinde in Eigenleistung ausgeführt wurden.

(Informationen entnommen aus der Chronik von Pfarrer Lühe und
den Aufzeichnungen von Pfarrer Fechner.)

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