Remise vor Abriss? Meinung gefragt!
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Der Gemeinderat hat am Dienstag mit einer Gegenstimme beschlossen, wenn ein Verkauf der Remise nicht zustandekommt, eines der ältesten Gebäude auf dem ehemaligen Rittergut abreißen zu lassen.
Die Remise ist über 250 Jahre alt, wahrscheinlich wurde sie um 1740 erbaut. Eine Reparatur wird laut Gutsarchiv im Jahr 1773 belegt, die bislang erste Erwähnung des Gebäudes. Es steht dennoch nicht unter Denkmalschutz. Leider, denn das wird ihm jetzt wohl zum Verhängnis.
Seit 2005 haben sich die Rogätzer Heimat- und Kulturfreunde in der Lokalen Arbeitsgruppe "Colbitz-Letzlinger Heide" des EU-Förderprogramms LEADER engagiert und bemüht, dass erst das "Tintenfass" als Projekt aufgenommen wird. Es vergingen Jahre, in denen Leader auf Förderrichtlinien und Bestätigung wartete. Inzwischen wurde das "Tintenfass" aus Gemeindemitteln und mit eigenen Vereinskräften hergerichtet. Als Anfang 2008 das Vereinshaus fast fertig saniert war, sollte ein neues Rogätzer LEADER-Projekt samt Konzept her. Der Verein wurde auf den schlechten Zustand der Remise aufmerksam. Die erste Idee war, dort saisonal einen unbeheizten Ausstellungsraum, eine Art Heimatmuseum, und einen Fahrradverleih zu betreiben unter dem Motto "Umsteigen vom Auto aufs Rad" und das am Elberadweg. Touristische Projekte waren bei Leader besonders gefragt, und Hauptsache war, wir konnten das Gebäude vor weiterem Verfall retten. Mit Kirche und Gemeinde wurde gesprochen. Die Kirche prüfte und war bereit, die Remise zu einem symbolischen Preis an die Gemeinde abzutreten. Diese wollte übernehmen, sobald klar ist, dass das Vorhaben gefördert wird bzw. die Fördermittel bereitstehen. Die Lokale Aktionsgruppe "Colbitz-Letzlinger Heide" erstellte Jahr für Jahr Prioritätenlisten. Im Jahr 2009 "wanderte" das Remise-Vorhaben auf der Liste immer weiter nach hinten, von Platz 15, auf Platz 18, Platz 20 und zuletzt auf 21. Als im Jahr darauf - also 2010 - die Remise unerwartet auf Platz 1 stand, wurde die Vereinsvorsitzende am 27. Januar wahrhaftig fünf Minuten vor der Mitgliederversammlung der LAG durch den Bürgermeister informiert, dass die Remise zurück auf Platz 8 rückt, dafür das Vorhaben "Sanierung altes Werkstattgebäude" auf 1 kommt. Ein tüchtiger Nackenschlag für uns. Still ruhte der See in Sachen Remise.
2012 wurde plötzlich nach einem neuen Konzept gefragt - die Vereinsvorsitzende lehnte dankend ab. Gleichzeitig "Tintenfass", Klutturm und Remise zu betreuen, ist vom Verein kräftemäßig nicht mehr zu bewältigen. Inzwischen sieht die Remise aus wie eine Ruine, haben sich die Baukosten verteuert. Außerdem sind mit dem zum neuen Bürgerzentrum umgebauten Werkstattgebäude geeignete Räumlichkeiten für Veranstaltungen geschaffen worden.
Verschwindet die Remise, haben wir einen freien Blick auf die Kirche - ja, aber ein historisches Ensemble verliert weiter sein Aussehen. Käme ein Retter, wäre das ein großes Glück. Private Investoren sollen ja gute Chancen haben, durch Leader Fördermittel zu erhalten. Falls die Regularien sich nicht wieder geändert haben.