Wenddorf
Lage
Wenddorf, die kleinste eigenständige Gemeinde des Ohrekreises, liegt zwischen den Wäldern der Colbitz-Letzlinger-Heide. Im Osten grenzt das Waldgebiet Buktum mit seinen Zuflüssen zum Tanger. Südlich am Ortsrand fließt der Krepebach.
Verkehrsanbindung
Wenddorf liegt an der K 1182, fernab des großen Verkehrs, die südlich in Angern (3 km ) und östlich (1,7 km) an der Verbindungsstraße K 1176 Mahlwinkel-Rogätz endet. Wolmirstedt ist ca. 20 km entfernt und liegt in südlicher Richtung. Busverbindungen bestehen nach Bertingen, Tangerhütte, Angern, Bahnhof Angern-Rogätz und Wolmirstedt.
Das historische Wenddorf
Der Sinn und Bedeutung des Namens ist streitig. Die Annahme das Wenddorf eine wendische Siedlung sein möchte wird gestützt durch die Umstände, dass das alte Dorf im wendischen Rundbau gebaut war und auch das jetzige nur einen Eingang hat, das der Grenzbach der Wendische Bach heißt, nach Blätz hin Wendewiesen liegen und die ganze Gegend ein Mischgebiet von Deutsch- und Wendentum war. Mit großer Wahrscheinlichkeit darf man die Urkunde vom 17.3.1192 auf Wenddorf beziehen, worin Bischof Dietrich von Halberstadt an das Kloster Riddagshausen Hufen und Zehnten zu Wenddorf, die Friedrich von Hakeborn und sein Sohn Albrecht zu Lehen hatten.
Seit 1448 wird Wenddorf als erzbischöfliches Lehen an die von der Schulenburg zum Schloss Angern gerechnet und die Belehnung 1477, 1568 u.s.w. wiederholt, wie es auch seitdem bei Angern bis zur Aufhebung der altpreußischen Rechtsordnung verblieben ist. Am 12. 4. 1363 wurde vom Erzbischof Theoderich eine Landfriedensurkunde erlassen, wonach sämtliche Teilnehmer des Domkapitels des Erzbistums zwischen Elbe und Oder nicht nur unter sich alle Fehden begraben, sondern sich auch gegen jeden Feind beistehen sollen. Der Frieden, der für die ersten drei Jahre gelten sollte, enthielt genaue Vorschriften, wie viele Mannschaften zu Fuß und zu Pferd jeder Ort zu stellen hatte.
Weil trotz des Landfriedens der altmärkische Adel weitere Raubeinfälle in das Erzstift unternahm, ließ Erzbischof Albert IV. im Jahre 1390 um besonders bedrohte Gegenden Landgräben ziehen, die in einem einfachen oder doppelten, sogar dreifachen Erdhaufen von 20 Fuß Breite und Tiefe gezogen wurden. Die Dämme wurden dann mit allerlei Gebüsch und Bäumen bepflanzt und bildeten eng verwachsen einen starken, natürlichen Zaun. Im 16. Jahrhundert zerfiel das ganze Erzstift in 4 Kreise: Holzkreis, Saalekreis, Jerichowscher Kreis, Jüterborgkscher Kreis. Der Holzkreis zwischen Elbe, Ohre und Bode zerfiel in 10 erzbischöfliche Ämter, zahlreiche Prälatengüter (Stifte, Klöster), 28 Adlige mit 57 Dörfern etwa 30 Freie und 13 Städte. Zu denen von der Schulenburg gehören Hohenwarsleben, Schricke, Ramstedt, Sandfurth, Angern, Cobbel, Uchtdorf, Kehnert, Utz. Zum Schloss von Alvensleben: Bertingen, Loitsche, Rogätz, Zibberick. Die nördlichen Ortschaften des Kreises; Burgstall, Dolle, Blätz, Mahlpfuhl, Mahlwinkel, Sandbeiendorf, gehören im 16. Jahrhundert zur Altmark und stehen unter der Verwaltung des Amtes Burgstall, das die von Bismarck als märkisches Lehn inne haben. 1631, im Dreißigjährigen Krieg, war das ganze Dorf von den Holkschen Regiment niedergebrannt. Später wurde das Dorf nordöstlich der alten Dorfstätte aufgebaut. Kirchlich war Wenddorf ein Filial von Angern. Bei der Visitation von 1650 war die Kirche ohne Dach, die Stühle waren herausgenommen und verbrannt. Nur zwei Glocken, Taufstein und Abendmahlgefäße waren vorhanden.
Das Dorf Wenddorf wurde am 15. Juni 1866 nachmittags von einer Feuerbrunst heimgesucht. Von dem Hofe des Halbspänners Friedrich Müller ausgehend, breitete es sich die ganze Dorfstraße entlang aus. Nur die Höfe des Kossaten Naucke und Wilhelm Bierstedt wurden verschont und ganz vereinzelt blieb hier und da ein Haus oder eine Scheune stehen; alle anderen Gebäude auf dieser Straße brannten vollkommen ab. Wenddorf wurde nach der Brandkatastrophe von 1866 neu aufgebaut. Es entstand eine gradlinige Führung der Straße. Der Dorfteich wurde allmählich zugefahren und zum 400. Geburtstag Dr. Martin Luthers wurde an dieser Stelle am 10. November 1883 die Luthereiche gepflanzt.
1897/1898 wird die Chaussee zwischen Angern und Wenddorf gebaut, 1905 wird die Chaussee von Wenddorf nach Zibberick und Mahlwinkel dem Verkehr übergeben.
Um 1930 wurde die Straße nach Angern noch in zwei Teilstücken aufgerissen und ein neuer Teerbelag gelegt. es ist einmal das Teilstück von Wenddorf bis zur Abzweigung Friedhof und das Stück vom Grundgraben bis nach Angern. Seit dieser Zeit verbindet Angern und Wenddorf eine geschlossene Teerstraße. 1938 wurde auf Anregung des Bürgermeisters der Bau einer zentralen Wasserversorgungsanlage in der Gemeinde beschlossen. Wenddorf erhält im ganzen Dorf eine zentrale Wasserversorgung. Ab Sommer 1954 lieferte das eigene Wasserwerk für den ganzen Ort wertvolles Wasser. Die Gemeinde war bis zum 1.7.1964 Besitzer des Wasserwerkes. 1953 verließ der Bauer Gustav Mewes mit seiner Familie seinen Hof in Richtung Westdeutschland. Kurze Zeit später folgten auch die Bauern Willi Zander und Helmut Dobberkau ihrem Vorgänger.
Die Betriebe von Walter Ernst, Arnold Habekus, Wilhelm Braune, Ernst Götz, Otto Köppe, Ernst Krause, Otto Reising, Udo Dieterich, Ewald Borg und Gustav Specht schlossen sich zur LPG Typ I "Krepebach" zusammen. Alle übrigen Wirtschaften bildeten die Genossenschaft "Freier Bauer", Typ III. 1960 bot ein alter Stall Platz für 100 Schweine zur buchtenlosen Schweinehaltung. Im gleichen Jahr wurde ein großer Offenstall gebaut. 1960/61 wurde auf dem Gelände des Arbeiterhauses eine Fuhrwerkswaage gebaut. 1965 wurde Wenddorf ein vollgenossenschaftliches Dorf vom Typ III.
Das heutige Wenddorf
Auch im kleinsten selbständigen Dorf des Ohrekreises bewegt sich das Dorfleben. Davon können die Kameraden und Kameradinnen der Freiwilligen Feuerwehr ein Lied singen. Allein 30 Einwohner des Dörfchens sind Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr. Neben den Brandschützern sind auch die Frauen des Landfrauenvereins, die sich wöchentlich treffen und sich als Verein eintragen wollen, am Kulturleben der Gemeinde beteiligt. Zwischen Wenddorf und Sandbeiendorf wurde im Rahmen des ländlichen Wegebaus ein Verbindungsweg geschaffen, der sehr viel genutzt wird. Der Weg wurde jeweils bis zur Gemarkungsgrenze von den Gemeinden Sandbeiendorf und Wenddorf gebaut. In Wenddorf wohnen viele Kinder. Zur letzten Weihnachtsfeier waren 16 Kinder unter 10 Jahren anwesend.
In den Jahren 1996 - 1998 wurde im Rahmen der Dorferneuerung viel geschaffen. Das Gebäude des ehemalige Konsums und des ehemaligen Ärztezimmers, das bis 1991 leer stand, wurde zum Bürgerhaus umgebaut. Hierbei handelt es sich um ein Fachwerkgebäude. Die Hauptfront zeigt das alte Fachwerk. Somit wurde das alte Dorfbild wieder hergestellt. Innen wurde die Heizungs- und Sanitäranlage erneuert. Gestaltet wurde das Umfeld des Bürgerhauses und der Luthereiche mit Ökopflaster (Sickerlöcher). Weiterhin wurde das Wiegehaus mit einer alten Viehwaage im Jahre 1998 saniert. Hinter diesem Gebäude befinden sich Stellplätze. Das Feuerwehrgerätehaus bekam ein neues Tor und zusätzliche Abstellflächen, Gehwege wurden erneuert. Aufregung im Ort gab es im August 2002. Wenddorf war direkt vom Elbhochwasser betroffen. Wäre der Theoriefall eingetroffen, so hätte der Ort unter Wasser gestanden.