Burgstall
Lage
Burgstall liegt im nordöstlichen Bördekreis, in 45m Höhe, zwischen den ausgedehnten Wäldern der Colbitz-Letzlinger-Heide und der Tangerniederung, ca. 25 km nördlich von Wolmirstedt und 40 km nordöstlich von der Kreisstadt Haldensleben entfernt und ist ca. 116km² groß.
Verkehrsverbindungen
Burgstall liegt an der L 29, die in westlicher Richtung an die vielbefahrene Nord-Süd-Verbindung B 189 grenzt. Busverbindungen bestehen nach Wolmirstedt, Colbitz, Tangerhütte, Angern und Cröchern.
Chronik
916
Erste Erwähnung von „Burgstalli“ in einer Urkunde, in der es von einem Grafen Otto der Abtei Neu Corvey übergeben wird.
970
Erste Erwähnung der Burg.
1033
Die Abtei Corvey erhält Zins in Form von Naturalien von einem Pächter aus seinen Besitzungen in Burgstall.
1150
Burgstall wird im Besitz des Grafen von Hildesleve (Hillersleben) genannt.
1151
Burgstall wird dem Bistum Havelberg vermacht.
1256
Bestätigung der Zehnterhebung aus Burgstall an das Kloster Neuendorf durch den Papst Inocent.
1295 - 1301
Burgstall wird zur Vogtei Tangermünde gehörig genannt.
1325
Der Knappe von Woldenberg verkauft seinen Hof in Burgstall an den Herzog Otto von Braunschweig.
1341 Ludwig von Brandenburg nimmt den Ritter Arnold von Lüderitz und seine Erben mit dem Schloss Burgstall unter seinen Schutz und Schirm.
1345 Ludwig von Bayern gibt dem Gewandschneider Klaus Bismarck und seinen Brüdern aus Stendal Burgstall zu Lehen.
1375
Im Landbuch Kaiser Karls IV wird denen von Bismarck (inzwischen geadelt) das Lehen an Burgstall mit allen Rechten und Freiheiten bestätigt. Mit der Lehensgabe an die Bismarcks tritt für über 200 Jahre endlich Ruhe in den ständigen Besitzerwechsel über Burgstall ein.
1562
Die Brüder von Bismarck treten ihr Lehen an Burgstall mit allen verbrieften Rechten und Zubehör an den Markgrafen Johann Georg von Brandenburg ab und erhalten dafür das Amt Schönhausen mit allen dazugehörigen Dörfern und Rechten sowie Crevese.
1572
Burgstall wird kurfürstliches Amt und wird von dazu ernannten Hauptleuten verwaltet. Bekannt sind „Christoph von Biesen“ und „Ditloff oder Dideloff von Dobritz“.
1631
Schlacht bei Burgstall, Beiendorf und Angern am 18. Juli. In den Kämpfen zwischen Tillys Truppen und denen des Schwedenkönigs Gustav Adolph wurden Tillys Regimenter vernichtend geschlagen.
1700
In den Jahren um 1700 wird im Kurfürstlichen Amt die Verwaltung der Ämter und Forsten getrennt und durch Amtmänner und Oberförster besorgt.
1706
Burgstall wird nur noch mit 36 Höfen genannt. Kriegswirren, Plünderungen und Seuchen ließen umliegende Siedlungen wüst werden.
1710
Unter König Friedrich I. wurden vermutlich in Burgstall und einigen umliegenden Orten Wassermühlen gebaut.
1727
Eine Kirche im Fachwerkbau ersetzt die wohl um 1150 in Verbindung mit Aufbau der Burg errichtete Holzkirche, die auch zur Bekehrung der hier siedelnden Wenden dienen sollte.
1742
Clemens Kotschedoff, der durch Heirat der Tochter des Freisassen Adam Schreyer 1735 durch Erbfolge Freisasse wird, tritt die Nachfolge des Schulzen Seiffert als Dorfschulze Burgstalls an.
1752
In Burgstall werden Kolonisten aus Baden und Hessen angesiedelt.
1803
Burgstall ist, wie alte Dokumente bezeugen, neben Tangermünde und Kloster Neuendorf Sitz des „Königlich-Preußischen-Justizamtes“.
1806
In einer Gebietsreform wird Burgstall von der Altmark getrennt und dem Kreis Wolmirstedt zugeordnet.
1830/ 40
In den Jahren um 1830 beginnt die Forstverwaltung nördlich und westlich des Ortes mit der Anlage von Kiefernschonungen. Die großräumige Aufforstung bedingt den Wegfall des ausgedehnten Weidelandes um Burgstall und löst einen langjährigen Streit und Schriftwechsel zwischen dem Gemeinderat und der Königlich-Preußischen-Forstverwaltung aus, der auch durch Gebietsaustausch nicht für die Burgstaller befriedigend gelöst wurde.
1834
In Burgstall wird eine Schule gebaut.
1842/ 43
Anstelle der Fachwerkkirche wird eine neue Backsteinkirche im gotischen Stil gebaut.
1850
Durch einen Besucher aus Hamburg wird die Cholera eingeschleppt. An dieser Seuche verstarben 30 Einwohner, vorwiegend Kinder. Die Verstorbenen werden getrennt am Westrand des neuen Friedhofes beigesetzt. Dieser wurde nötig, da nach der Ansiedlung der Kolonisten der Platz um die Kirche nicht mehr ausreichte. Er ist bis heute Gemeindefriedhof.
1860
Die Domäne wird aufgelöst.
1861
Ein Großfeuer, vermutlich durch Blitzschlag ausgelöst, vernichtet bis auf zwei alle Häuser in der „Langen Wiese“.
1904
Die Größe Burgstalls wird mit 55 Feuerstellen und 630 Einwohner angegeben.
1906
Die Dampfmolkerei wird gebaut. Die von den bäuerlichen Betrieben produzierte Milch kann damit auf kurzem Wege im Ort verarbeitet werden.
1921
Eine neue Schule wird gebaut. Sie gibt Raum für zwei Klassen und eine Lehrerwohnung.
1921/ 22
Burgstall erhält elektrisches Licht. Burgstall hatte auch die erste elektrische Straßenbeleuchtung.
1936
Ein Jugendheim wird am Westrand des Friedhofs gebaut. Es wird als Fachwerk errichtet. Seiner Bestimmung diente es durch den Ausbruch des Zweiten Weltkrieges (1939) kaum. Nach Kriegsende wurde es zur „Besenbude“. Reisigbesen wurden für eine Haldensleber Firma hergestellt. Später nutzte die Zentralschule dort zwei Klassenräume. Auch als Schulhort diente das Gebäude, bis es nach 1990 verkauft und zum Wohnhaus umgebaut wurde.
1945
Am 13. April besetzen die Amerikaner Burgstall. Später wurde die amerikanische Besatzung durch Einheiten der „Roten Armee“ abgelöst.
1947
Ein ganztägig geöffneter Kindergarten nimmt seine Arbeit auf.
1949
Burgstall hat mit Umsiedlern über 1500 Einwohner.
1950
Burgstall wird in der Verwaltungsreform als Zentraldorf eingestuft. Die Raiffeisenwarengenossenschaft Tangerhütte beginnt mit dem Bau einer Lagerhalle mit Zahlstelle für ihre Bank.
1950/ 52
Das „Landambulatorium“ als zentrale Einrichtung des Gesundheitswesens und zwei Wohnhäuser werden gebaut. Die Häuser sollen vorrangig anzusiedelnden Ärzten bereitstehen.
1951
Gründung der Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft (LPG Typ III) mit dem Namen „Friedrich Engels“.
1952/ 53
Die Burgstaller Grundschule wird zur Zentralschule erweitert.
1960/61
Die ehemalige Molkerei wird geschlossen; Kannenrampe und Schornstein werden abgerissen und eine zusätzliche Wohnung ausgebaut. Baubeginn für die zehnklassige, polytechnische Oberschule.
1961
Einrichtung einer Schulküche in der ehemaligen Molkerei.
1962
Der Sportplatz wird an die Sportgemeinschaft „Heide“ Burgstall übergeben.
1963
Baubeginn für den Wohnblock mit 30 Wohnungseinheiten.
1965
Der fertiggestellte Wohnblock wird übergeben.
1967
Der Jugendraum wird fertiggestellt und übergeben.
1968/ 70
Bau eines Ausbildungs- und Schulungszentrums und zweier Wohnhäuser (derzeit Aufnahmeheim für Aussiedler) durch das Ministerium für Staatssicherheit der DDR.
1972
Baubeginn für den ersten Abschnitt der örtlichen Wasserversorgung.
1974
Die Freiwillige Feuerwehr baut in Eigenleistung den ersten Bauabschnitt eines neuen Gerätehauses in der „Nachtweide“.
1975
Eröffnung der auf dem ehemaligen "Krügerschen Grundstück" neu gebauten Kaufhalle.
1977/ 78
In der Waldstraße werden die ersten Eigenheime von Angestellten der Schweinemastanlage Sandbeiendorf, im Volksmund „Grunzendorf“ genannt, errichtet.
1984
Die POS „Hans Baimler“ erhält eine neue Turnhalle.
1987/ 89
Der Anbau an die POS wird fertiggestellt.
1989
Politische Wende
1993
Burgstall tritt der Verwaltungsgemeinschaft „Südliche Altmark/ Elbe“ bei.
1993/ 97
Burgstall wird in das Programm der Dorferneuerung aufgenommen. In Durchführung des Programms werden nachfolgende Straßen saniert: Lindenstraße, Mittelstraße, Rogätzer Straße, Nachtweide und Unter den Eichen. In der Schule werden Fenster und Türen sowie Klasseneinrichtungen teilweise erneuert. Im Wohnblock werden Sanierungsarbeiten durchgeführt. Für private Grundstücke werden finanzielle Beihilfen für Dach- und Fassadenerneuerungen gegeben.
1996/ 97
Restaurierungsarbeiten am Kirchturm und Kirchendach. Die Turmuhr wird repariert und die Ziffern blattvergoldet.
1995/ 97
Die Telekom verlegt ein neues Ortsnetz und legt Hausanschlüsse in alle Grundstücke. Eine Schalt- und Kontrollstelle wird am Ortsausgang nach Cröchern gebaut.
1998
Die Schule bekommt einen neuen Anstrich und das Dach des Wohnblocks wird neu gedeckt. Der Schützenverein „Heide“ baut auf dem erworbenen Gelände des Schießplatzes für Handfeuerwaffen ein Vereinshaus. Die Mühlenstraße wird gepflastert. Die Freiwillige Feuerwehr baut Sanitäranlagen am Gerätehaus an. Eine Heizungsanlage wird eingebaut. Die Pflasterarbeiten in der Lindenstraße werden abgeschlossen. Auf dem Friedhof und im Umfeld der Schule werden Bäume gepflanzt. Am Ortsausgang nach Uchtdorf wird ein Parkplatz gebaut. An der Schule und in der Rogätzer Straße werden Wartehallen für den Busverkehr gebaut. Die Teichstraße erhält eine neue Decke durch Steinpflaster und Bitumenbelag.
2005
Gründung der Verwaltungsgemeinschaft „Elbe – Heide“ mit den Mitgliedsgemeinden: Angern, Bertingen, Born, Burgstall, Colbitz, Cröchern, Dolle, Glindenberg, Heinrichsberg, Hillersleben, Loitsche, Mahlwinkel, Neuenhofe, Rogätz, Sandbeiendorf, Zielitz, Wenddorf
Das heutige Burgstall
In den letzten Jahren hat sich in Burgstall, mit seinen 519 Einwohnern (Stand 09/2017), viel getan. Der größte Teil der Straßen wurde saniert. Jetzt werden nur noch Bauvorhaben durchgesetzt, die mit Fördermitteln kofinanziert werden. Auch viele Burgstaller haben ihre Eigenheime saniert und viele neue Häuser sind entstanden.
Die bisherigen Staatlichen Forstämter Burgstall und Tangerhütte sind seit dem 01. April 2002 zusammengelegt worden. Unter der Bezeichnung "Landesbetrieb - Forstamt Burgstall" üben die Mitarbeiter die Forsthoheit über insgesamt 50.000 Hektar Waldfläche aus. Der Mitarbeiterstab aus dem Staatlichen Forstamt Tangerhütte in Mahlpfuhl ist nach Burgstall umgezogen. Mit der Zusammenlegung änderten sich auch die äußeren Grenzen. Zum Tag des Offenen Denkmals unterstützt das Staatliche Forstamt jährlich die Veranstaltungen und bietet die Möglichkeit das Gebäude des Forstamtes, auf dessen Grundmauern die einstige Burg stand, zu besichtigen.
Am 1. Mai 2000 wurde das neue Bürgerhaus in Burgstall eingeweiht. Es fügt sich harmonisch in den Komplex Schule, Ärztehaus, Gemeindebüro, Kindergarten und Sportplatz ein. Die Inneneinrichtung des Bürgerhauses bietet einen sehr gepflegten Eindruck und entspricht den modernsten bzw. zweckmäßigsten Anforderungen. Im Bürgerhaus befindet sich ein großer Mehrzweckraum für Zusammenkünfte verschiedenster Art. Eine Küche, ausreichend Toiletten und für die Fußballer des Sportvereins Heide e.V. ein Vereinszimmer und Duschkabinen. Direkt am Bürgerhaus ist die Kegelbahn angebaut. Sie besitzt zwei Bahnen .